Themenfrühstück vom 16.09.2023

„Ich bin noch am Werden“ – Sich selbst annehmen und lieben (lernen)

Am Samstag, den 16. September 2023 war es nun endlich wieder soweit. Wir konnten unser 6. Themenfrühstück in unserer Gemeinde durchführen.
Ca. 40 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters trafen sich um halb zehn in unserem Gemeindesaal, um erst einmal ausführlich miteinander zu frühstücken, wobei wir uns an einem reichhaltigen Buffet bedienen konnten. Es gab neben den Leckereien nette und teilweise auch neue Begegnungen mit Besuchern und Besucherinnen, und jeder hatte das Gefühl gaben, willkommen zu sein.

Zufrieden, gesättigt und gespannt erwarteten die Zuhörinnen und Zuhörer anschließend den Vortrag von Katharina Brückel. Mag sein, dass der eine oder die andere dachte, was hat uns diese junge Frau zu sagen, könnte sie doch vom Alter her meine Tochter oder sogar Enkelin sein. Sehr schnell überzeugte die junge Referentin ihre Zuhörerschaft, dass sich ein aufmerksames Zuhören lohnen würde:

Schon die ersten Fragestellungen erlaubten es nicht mehr wegzuhören. Folgenden Fragen konnte man nicht mehr ausweichen:
Wer bin ich eigentlich? Wo möchte ich hin? Wie will ich eigentlich sein? Wurde mir vorgelebt, dass ich wertvoll bin? Was soll mich denn ausmachen? Und was ist, wenn ich auf meinem Weg scheitere?

Sechs Aussagen sollen Mut machen zu erkennen, wer wir sind, und dass wir noch am Werden sind:

  1. Ich bin einzigartig
    Niemand ist so, wie ich es bin. Da jeder anders ist, verstehen wir die anderen allerdings nicht immer ganz so gut. Und manchmal uns selber nicht. Wer sind wir? Welche Rolle erfülle ich gerade? Wer bin ich ohne die anderen? Was macht mich aus, wenn alle Rollen wegfallen? Wichtig ist zu erkennen, dass wir so in Ordnung sind, wie wir sind.
  2. Ich bin am Werden
    Wir sind nie ganz am Ziel, nie ganz fertig. Ich kann mich also immer verändern, weiterentwickeln. Ich muss nicht so bleiben, wie ich bin. Dennoch brauchen wir Annahme. Diese kann von außen kommen, aber auch von innen. Das kann Kraft kosten, kann auch wehtun. Je offener wir hinschauen, umso besser können wir erkennen und annehmen. Wenn ich den Mut habe hinzuschauen, dann können wir uns annehmen. Je mehr ich mich annehmen kann, umso selbstbewusster werden wir. Wir dürfen uns entwickeln und nach vorne schauen: Wo bin ich jetzt? Wie bin ich jetzt? Wie möchte ich werden?
  3. Ich bin verantwortlich
    Ist das etwas Gutes? Ja, denn ich kann jetzt handeln. Ich bin für meinen (guten) Zustand verantwortlich. Nicht rücksichtlos. Tue ich Gutes für mich, kann ich für andere ein Segen sein.
  4. Ich bin entscheidungsfähig
    Beispiel: Ein Mann will ein Bild aufhängen, hat einen Nagel, jedoch keinen Hammer. Er beschließt, seinen Nachbarn danach zu fragen. Doch halt: Hat der mich nicht am Wochenende so komisch angeguckt? Gegrüßt hat er mich auch nicht! Was hat der gegen mich? Das Gedankenkarussell dreht sich immer weiter. So geht dieser Mann erbost zu seinem Nachbarn und schreit ihn an: „Und deinen Hammer will ich jetzt auch nicht mehr!“
    Wir Menschen zweifeln, gerne und viel. Wir deuten Erlebnisse und Gedanken, dabei sind wir allerdings in unseren Gedanken verhaftet. Muss ich jetzt so reagieren? Warum bin ich nicht bereit, das Gedankenkarussell zu stoppen. Ich kann jetzt entscheiden, ob ich gereizt reagiere oder ob ich einmal tief durchatme und überlege, wie ich in Ruhe reagieren kann.
    Wer oder was steuert mich? Wir können entscheiden, von wem wir uns beurteilen lassen. Folgendes Bild hilft: Sehen wir unser Leben wie ein Theaterstück. Wem erlaube ich, in der ersten Reihe zu sitzen? Für wen stehe ich auf der „Bühne“ meines Lebens? Wer darf Anteil nehmen?
  5. Ich bin fehlbar
    Das ist etwas Gutes, denn es bedeutet, Entwicklung und Wachstum ist möglich. Trotz Fehler kann ich mich weiterentwickeln. Ich (aber auch der andere) muss nicht perfekt sein. Ich darf das bei mir und beim anderen akzeptieren.
  6. Ich bin in Beziehung zu denken
    Menschen begegnen sich unterschiedlich, der Mutter anders als der Freundin, dem Lehrer anders als der Schwester. Martin Buber: „Der Mensch wird am Du zum Ich!“ Wir brauchen ein Gegenüber. Und wir dürfen fragen, ob uns jedes Gegenüber gut tut. Ich bin verantwortlich, wer zu meinem Leben gehört.

Abschlussgedanken
Ich brauche ein Fundament für mein Leben. Im christlichen Glauben können wir verwurzelt sein. Gott hat uns einzigartig gemacht, er hat uns mit Willenskraft ausgestattet. Und obwohl wir Fehler machen, liebt Gott uns dennoch. Jesus ist für uns gestorben, damit wir wieder mit Gott in Kontakt treten können. Gott schenkt uns dann Beistand und Vergebung. Gott hat sich uns als sein Gegenüber ausgesucht. Gott lädt uns ein zu sich.

Folgender Liedtext macht dies deutlich:
Jesus, zu dir kann ich so kommen wie ich bin. Du hast gesagt, dass jeder kommen darf. Ich muss dir nicht erst beweisen, dass ich besser werden kann. Was mich besser macht vor dir, das hast du längst am Kreuz getan. Und weil du mein Zögern siehst, streckst du mir deine Hände hin Und ich kann so zu dir kommen wie ich bin.
Jesus, bei dir darf ich mich geben wie ich bin. Ich muss nicht mehr als ehrlich sein vor dir. Ich muss nichts vor dir verbergen, der mich schon so lange kennt. Du siehst was mich zu dir zieht und auch was mich von dir trennt. Und so leg ich Licht und Schatten meines Lebens vor dich hin, Denn bei dir darf ich mich geben wie ich bin.
Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben wie ich bin. Nimm fort was mich und andere zerstört.
Einen Menschen willst du aus mir machen wie er dir gefällt, Der ein Brief von deiner Hand ist, voller Liebe für die Welt. Du hast schon seit langer Zeit für mich das Beste nur im Sinn. Darum muss ich nicht so bleiben wie ich bin. Du hast schon seit langer Zeit für mich das Beste nur im Sinn. Darum muss ich nicht so bleiben wie ich bin. Jesus, zu dir kann ich so kommen wie ich bin.

Umrahmt wurde der Vormittag durch Klaviermusik unserer Referentin. Und so machten sich alle Besucher und Besucherinnen mit vielen guten Gedanken gefüllt auf den Heimweg, ausgestattet mit dem Wissen:
Ich bin gut so, wie ich bin. Und mit Gottes Hilfe bin ich noch am Werden!

Christin Brückel